Am Anfang stand eine Kuh, sie hieß Bertha und war die letzte, die mein Nachbar Heinz von seinen sechs Milchkühen noch behalten hatte, nachdem 1975 gesetzliche Auflagen kleinen Milchbauern keine Chance mehr gaben. Bertha war für mich Symbol des Endes artgerechter Tierhaltung. Darum besuchten wir sie öfter auf der Diele, um beim Melken zuzusehen und kuhwarme Milch abzuholen, die noch so schmeckte, wie Kuhmilch schmecken muss.

Mit Bertha begannt der Durchbruch. Eines Morgens telefonierte ich mit dem Literaturjournalisten Alfred Paffenholz vom NDR in Hannover über ein Buch, das er besprechen wollte, als Bertha so laut muhte, dass ich ihn nicht mehr verstand und mich entschuldigte. „Was ist denn da los?“, fragte er pikiert. „Können Sie das Tonband nicht abstellen, wenn wir telefonieren?“ „Nein“, sagte ich,  „das war Originalton von Bertha, unserer Verlagskuh.  Sie kennnt unsere Bürozeiten nicht! Ich kann das Fenster zumachen“, schlug ich vor. „Tun Sie’s bitte nicht!“, sagte er. „Das ist doch wunderbar, wie sie dort arbeiten.“ Noch während des Gesprächs krähte Gustav der Hahn vom Hühnerhof, der direkt dem Verlagskontor gegenüber lag, und Alfred Paffenholz, der O-Ton liebte wie alle Leute vom Hörfunk, kam mit dem Aufnahmegerät, um ein erstes großes Porträt über den Verlag Atelier im Bauernhaus im NDR zu gestalten.

Zu unserer ersten Frankfurter Buchmesse 1976 konnten wir Bertha nicht mitnehmen, aber ich ließ sie in Pappmaschee nachbilden mit Tonband im Bauch mit O-Tönen von Bertha und Gustav. Zwischendurch lief das Verlagsporträt des NDR mit Alfred Paffenholz’ einprägsamer Stimme.

Ein Verlag ist für mich immer mehr gewesen als das Drucken von Büchern. Es gab Autorentagungen, Lesungen, ein Musikfestival mit Helmut Debus und anderen Musikern, sowie Ausstellungen. Nach Fischerhude kamen alle immer gerne und wir haben durch unsere 1985 gebaute Galerie für die Malerei in Fischerhude ein kleines Kulturzentrum geschaffen.

35 Jahre Verlagsarbeit ist ein Anlass zum Rückblick auf besondere Stationen: Eine Lesung auf dem Krabbenkutter mit Klaus Dede, dem Autor zahlreicher Heimatbücher mit der besonderen Note, dass er Heimat ohne Brauntöne beschrieb.

Die Tradition des Künstlerortes Fischerhude mit einer ganz eigenen Ansammlung bedeutender Künstler, die hier lebten, war für uns Verpflichtung, Bücher in guter, hausgemachter Gestaltung herauszubringen. Einen Schwerpunkt bildeten wir mit der Beschäftigung mit den zahlreichen norddeutschen Künstlerorten heraus.

Wir erhielten zahlreiche Preise für unsere Bücher. Den Kodak-Fotobuchpreis für Bilder einer Landschaft von Horst Wöbbeking, dessen Kalender seit 30 Jahren bei uns erscheinen.

Den Preis für das schönste Buch des Jahres gab es für Was glauben Sie denn ist Picasso?, den Preis für das Politische Buch des Jahres von der Friedrich- Ebert-Stiftung für Zuhause in der Fremde, ein Lesebuch zur Ausländerthematik.

Wir sind bis heute ein kleines Unternehmen mit großem Überlebenswillen in einer sich unselig fusionierenden Verlagslandschaft geblieben und haben mit unseren Flussbüchern über Wümme, Oste und Hunte Kunst und Natur als Einheit sehen gelernt.

Große Akzeptanz erleben wir mit unserer Belletristik. Jeder publizierte Roman war ein Erfolg.

„Weltoffen und heimattreu“ hieß die Devise vor 35 Jahren. Das ist bis heute so geblieben.

Stöbern Sie in unserem Prospekt. Kaufen Sie im Buchhhandel. Und wenn Sie keinen Händler in der Nähe haben, schreiben sie uns Ihren Wunsch. Er geht portofrei in Erfüllung.


Ihr Wolf-Dietmar Stock, Verleger

Verlagsgeschichte

Autorentagung in Fischerhude, 1980

Nachbar Klaus, Verleger Wolf-Dietmar Stock, Verlagskuh Bertha und Klaus Möller

Barbara Steffen und Wolf-Dietmar Stock auf der Frankfurter Buchmesse 1976

Autorenlesung mit Klaus Dede auf dem Krabbenkutter